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Micoud ist wieder "Le Chef"
Micoud ließ zuletzt Taten sprechen - nicht mehr große Worte
München - Das Siegtor gegen Juventus Turin hatte Johan Micoud offenbar beflügelt.
Werders Regisseur vermochte sich am Samstag gegen Mönchengladbach kaum von seinem liebsten Spielgerät zu trennen - beeindruckende 107 Ballkontakte verzeichnete der Franzose, mehr als jeder andere Akteur im Weserstadion.
Mit Einsatzwillen, Laufbereitschaft und großer Motivation präsentierte sich Micoud in den letzten Wochen. Kein Zweifel, Bremens Nummer zehn hat die Lust am Fußballspielen wieder gefunden.
Die "launische Diva" hat ausgedient
Und mit der Lust ist es bei Johan Micoud bisher immer so eine Sache gewesen: Den Spitznamen "launische Diva" hatte der 32-Jährige schnell weg, denn wenn er sich nicht recht wohl fühlte, tauchte er auf dem Platz einfach unter und verweigerte seine mitunter genialen Pässe, die ihm immerhin den Beinamen "Weser-Zidane" eingebracht haben.
Von Micouds Launen war der Erfolg der Hanseaten abhängig, doch nicht einmal Spiele auf der großen internationalen Bühne waren eine Garantie für starke Auftritte des Franzosen. Das ständige Auf und Ab der Leistungsbereitschaft scheint nun der Vergangenheit anzugehören.
"Johan hat sicher schon genialer gespielt bei uns, doch wie er sich momentan einbringt, ist schon fantastisch", schwärmt Werders Sportdirektor Klaus Allofs. "Joe war hervorragend", brachte es Trainer Thomas Schaaf gewohnt nüchtern auf den Punkt.
Micoud wieder in der Führungsrolle
Mit fünf Treffern und 13 Torvorlagen ist Micoud zurück in der Spitze der Liga, sein Formbarometer tendiert merklich in die Dimensionen des Double-Jahres.
Für Allofs nur eine logische Konsequenz, denn der Franzose hat seine Rolle als Führungsspieler endlich akzeptiert und wird vor allem von seinen Mitspielern respektiert.
Ein Indiz dafür, dass der Mensch Micoud, der als introvertiert und reserviert galt, an sich gearbeitet hat.
Mit neuer Offenheit zum Erfolg
"Er hat gemerkt, dass die Arbeit leichter ist, wenn er sich den Menschen gegenüber öffnet", weiß Allofs, der immer wieder versucht hat, seinem wichtigsten Spieler die Launen auszutreiben.
Auch im Umgang mit der Presse hat Micoud dazugelernt und seinen Boykott den deutschen Medienvertretern gegenüber aufgehoben. Seit kurzem wirft er in Gesprächen sogar ein paar Bröckchen deutsch ein. Bisher hatte er es kategorisch abgelehnt, deutsch zu lernen.
Micoud übernimmt Verantwortung auf dem Platz und integriert sich - vielleicht zum ersten Mal in seiner Bremer Zeit - wirklich in das Kollektiv der Mannschaft.
Kein Freifahrtschein für Micoud
Er ist Dreh- und Angelpunkt im System von Thomas Schaaf, der den Druck auf seinen Spielmacher in der Winterpause erhöht hatte: "Auch Micoud hat keinen Freifahrtschein bei mir, er muss sich beweisen."
Und das hat der Franzose in den letzten Wochen eindrucksvoll getan: ob in wichtigen Partien oder Pflichtspielen - Micoud ist Antreiber, zieht seine Mitspieler mit. Er ist tatsächlich wieder "Le Chef" auf dem Platz.
"Man wird älter und lernt dazu", beschreibt Micoud selber seine Wandlung.
"Früher musste ich öfter getreten werden"
"Wichtig ist die Haltung, dass man gemeinsam diesen ganz besonderen Siegeswillen entwickelt. Und dass man wirklich alles dafür tut. Früher musste ich da öfter mal getreten werden. Aber inzwischen habe ich wohl bewiesen, dass ich einen starken Willen habe", erzählt der Franzose.
Auf Werder Bremen warten in den kommenden Wochen schwere Aufgaben, sowohl in der Liga als auch in der Champions League, doch die Mannschaft kann auf ihren Regisseur zählen.
Ein Erfolgsgarant ist Micoud nicht, doch sein Einsatz macht im Moment den Unterschied aus.