Handball- EM: Schwarzer über Hanning:"Hätte Prokopo schützen können."
Können Sie verstehen, dass es nach dem Kroatien-Krimi eine Trainerdiskussion um Christian Prokop gab?
Schwarzer: Auf der einen Seite schon, weil man ja leider von offizieller Seite des Deutschen Handballbundes davon sprach, dass die Mannschaft jetzt Charakter zeigen müsse. Nach diesem Spiel gegen Kroatien, in dem die Mannschaft mit viel Einsatz und Kampf meiner Meinung nach sehr viel Charakter gezeigt hat, aber leider Kleinigkeiten am Ende wiederholt den Ausschlag gegeben haben. Mit solchen Aussagen tue ich mich schwer, wenn sie dann auch noch von jemandem geäußert werden, der als Spieler nie in einer solchen Situation gewesen ist, der selbst nie miterlebt hat, wie es ist, wenn man nach einem solchen Spiel auf höchstem Niveau seine Wünsche und Träume fürs Turnier begraben muss. Nur wenige Stunden danach von Charakterfrage zu sprechen – das geht nicht.
Sie spielen auf Bob Hanning an, den Vizepräsident des Deutschen Handballbunds, der selbst nie als Profispieler tätig war. Mit seinen wechselhaften Aussagen war er an der Situation nicht ganz unschuldig, als vor dem Österreich-Spiel fragte: „Was macht diese Mannschaft mit ihrem Trainer?“
Schwarzer: Ein Satz, der viel Spielraum gelassen hat, gerade angesichts der vergangenen Turniere. Mit einer klaren Aussage hätte man Prokop direkt schützen können. Das Problem war nur, dass der Bundestrainer kurz darauf wieder in die Schusslinie gebracht wurde. Das überhaupt zuzulassen, war ein großer Fehler. Bob Hanning ist doch das Sprachrohr des Verbands. Zuerst macht er eine Trainerdiskussion auf, am nächsten Tag will er davon nichts mehr wissen und fühlt sich angeblich falsch verstanden. Manchmal ist es da besser, ruhig zu sein. Man hat aber gemerkt, dass Prokop die ganze Diskussion um seine Person getroffen hat. Aber am Ende werden wir alle im Leistungssport daran gemessen, ob wir ein gutes Spiel machen und gewinnen oder ob wir ein gutes Spiel machen und verlieren. Für ihn als Bundestrainer und als Mensch ist es aber schade, weil die Führungsetage des Handballbunds an der ganzen Diskussion nicht unschuldig ist.
Ihr langjähriger Mitspieler Daniel Stephan war sehr hart in seiner Kritik, nannte Prokop als Bundetrainer „nicht den Richtigen“.
Schwarzer: Daniel ist ein sehr guter Freund von mir und er wird für seine klare Meinung auch geschätzt. Daniel hatte ja die vergangenen drei Jahre zusammengefasst. Dass ist ein gutes Recht und das sollte man auch so akzeptieren, auch wenn das beim DHB sicher keiner hören möchte. (HA)
In der Fördehalle oft gesehen. Wer Blacky nicht kennt: https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Schwarzer